Werte sind im Unternehmen oft abstrakt oder es ist unklar, was gemeint ist. Vielleicht ist auch die Befürchtung da, was sein wird, wenn wir wirklich diesen Wert leben. An den Taten werden wir auch die Werte erkennen.
Eine pragmatische Übung, die ich gerne nutze, ist das Wertequadrat von Schulz von Thun. In diesem kurzen Erklärvideo zeige ich Ihnen die praktische Nutzung dieses Modells:
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Jeder Wert hat Ausprägungen oder einfacher gesagt zwei Pole. Mit dem Wertequadrat schauen wir uns nicht nur den Wert und dessen Übertreibung an, sondern auch die Schwester-Tugend, die es braucht, um diesen Wert zu leben. Ebenso betrachten wir, wie die Befürchtung aussieht, wenn wir die Schwester-Tugend überkompensieren. Dieses einfache Modell macht deutlich, welchen Wert das Unternehmen braucht, um den Unternehmenswert zu leben. Mit dem Wertequadrat können Mitarbeiter besser verstehen oder analysieren, was der Wert ganz konkret für das Unternehmen heißt. Sie erweitern ihr Bild von den Werten des Unternehmens.
Ich möchte es direkt an drei Werten erklären, die ein Unternehmen haben könnte oder die es sich wünschen würde: Vertrauen, Offene Kommunikation und Kontinuierliches Lernen.
Vertrauen
Fangen wir mit Vertrauen an. Vertrauen taucht oft als Wert bei Wertemessungen auf. Gerade viele Organisationen im agilen Umfeld brauchen diesen Wert, damit Augenhöhe und Agilität gelingt.
Bei Vertrauen ist auch immer die Frage der Hol- oder Bringschuld. Ganz einfach gesagt: Vertrauen wächst mit der Zeit und es ist erstmal zu schenken. Wenn Vertrauen übertrieben wird, dann ist Naivität im Spiel und eine Form von Blindheit in Bezug auf das Vertrauen. Da wird nicht genau hingeschaut. Deswegen braucht Vertrauen als Schwester-Tugend den Verstand, der wach und aufmerksam dabei ist. Von außen gesehen könnte das immer noch naiv wirken, wenn es nicht ausreichend entwickelt ist. Es wird sich aber daran zeigen, ob das mit dem gelebten Vertrauen funktioniert. Die Überkompensation des Verstandes wäre, dass das Rationale an erster Stelle steht und der Kopf regiert. Es wäre auch daran zu merken, dass man nicht gut in Kontakt ist und eher Kälte regiert. Das wäre der krasse Gegensatz zum gelebten Wert Vertrauen.
Offene Kommunikation
Offene Kommunikation ist nicht das Teilen von Sachinformation, sondern ein Beziehungswert. Ich bin offen gegenüber anderen, bin im Kontakt mit anderen bis hin zu Herz-zu-Herz-Beziehungen. Die Übertreibung davon ist eine Überflutung. Es kommt einem zu viel vor oder beinhaltet eine Distanzlosigkeit. Und vielleicht die Befürchtung vor zu viel kommunikativer Nähe am Arbeitsplatz und dass man dem anderen zu viel zumutet. Was es dabei braucht, ist sich zurückzunehmen und bei sich als Individuum sein zu können. Die Überkompensation davon wäre das Schweigen, der Rückzug oder die Isolation.
Kontinuierliches Lernen
Kontinuierliches Lernen zahlt oft auf die Werte der Mitarbeiter ein und bringt das Unternehmen nach vorne. Vor allem für die Themen Innovation ist dies ein wichtiger Wert.
Die Übertreibung davon ist, dass die Beteiligten das Gefühl von getrieben sein haben. Jede Veränderung im Außen bringt Unruhe ins Unternehmen. Oder wie es die Mitarbeiter deutlicher ausdrücken: Hier wird jede Sau durchs Dorf getrieben. Was braucht es, damit Kontinuierliches Lernen gut gelebt werden kann? Eine Selbstakzeptanz, um zu sehen, was man kann und was gut läuft. Wichtig dabei ist auch der Horizont – wie selbstzufrieden schaue ich auf das Unternehmen und wie neugierig nach außen? Wenn diese Selbstakzeptanz übertrieben wird, ist es eine Selbstgefälligkeit, eine Sattheit und Uninteressiertheit. Wenn alles gut ist, wie es ist, kann es schwer sein, auf diesem Boden Kontinuierliches Lernen einzupflanzen. Neugier gilt es zu kultivieren.
Das Wertequadrat kann das Bild der Werte vervollständigen. Es zeigt, was es braucht, damit die Werte gut balanciert sind. Die Frage ist, was es zu stärken gilt und welcher Widerstand bei der Übertreibung aufzufangen ist oder welche Überkompensation es zu schwächen gilt. Diese Übung und der Dialog dazu kann das Bild zu den Werten für die Mitarbeiter öffnen und den Wert verdeutlichen, sodass er lebbar und begreifbar wird.
Was macht man konkret damit? Jede Führungskraft kann für sich überlegen, welche Werte für sie wichtig sind und wie es um diese Werte bestellt ist. Ist mir „Kooperation“ wichtig und ich habe ein Bild davon wie das aussehen sollte, auf Augenhöhe im gleichberechtigten Miteinander. Für alle Beteiligten in der Kooperation wäre wichtig, dass dies mit einer guten Eigenverantwortung einhergeht. Denn das braucht der Wert der Kooperation.
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