Timm Richter ist einer der Urheber des Kununu Kulturkompass, mit dem auf der Arbeitgeberplattform seit einiger Zeit Daten für Unternehmenskultur ausgewiesen werden. Für meinen Blog habe ich ihn interviewt.
Diese Themen findest du in diesem Blogartikel
Was ist der kununu Kulturkompass?
Mit einem Kollegen zusammen habe ich eine Firma gegründet, die NEO Culture GmbH. Wir haben ein Tool entwickelt, den NEO Wertedialog, um online eine Unternehmenskultur zu erfassen und zu beschreiben. Dieses Tool wurde von der Unternehmens-Bewertungsplattform kununu lizenziert und auf ihrer Plattform unter dem Namen kununu Kulturkompass eingebunden.
Bisher gab es auf kununu.com Sternebewertungen für Unternehmen und Kommentare. Seit neuestem gibt es zwei neue Angebote. Das eine sind Gehaltsdaten und -informationen, das andere ist Unternehmenskultur.
Worin liegt Deiner Meinung nach der Mehrwert einer solchen Plattform?
Grundsätzlich hast du mit einer Online-Befragung die Chance, sehr viele Mitarbeiter einzubinden, was du in Einzelinterviews schwerlich schaffst. Durch eine gesamtheitliche Befragung erhältst du eine viel breitere Perspektive. Und machst auch schon eine erste Intervention, indem du nämlich den Mitarbeitern signalisierst, das ist für uns ein wichtiges Thema, da schauen wir drauf.
Das Besondere auf der kununu-Plattform ist außerdem, dass hier Technologie eher für die Seite der Mitarbeiter genutzt wird und weniger für die des Unternehmens. Heute geht es ja immer um die Passung zwischen Mitarbeiter und Unternehmen. Da sollten natürlich beide Seiten zustimmen. Unternehmen haben einen Vorteil, sie nutzen viel Technologie, Diagnostik, Befragungen, Künstliche Intelligenz, um Mitarbeiter oder Kandidaten zu durchleuchten – sozusagen der gläserne Kandidat. Der kununu Kulturkompass bietet an, dies ein Stück weit umzudrehen und das Unternehmen für alle potenziellen Bewerber transparent zu machen. Man begegnet sich also mehr auf Augenhöhe.
Worum geht es im Leben für dich wirklich?
Vielleicht kann man das auch aus einer Kulturdiagnose ableiten. Es gibt ja nicht „die Kultur“, sondern es gibt unterschiedliche Arten und Weisen, wie man Dinge beschreibt, man stellt unterschiedliche Perspektiven zur Verfügung. Ich glaube, die Haltung, die dort zum Ausdruck kommt, lässt sich auch aufs Leben übertragen. Es geht darum, dass du immer schaust und dafür sorgst, ob du spielfähig bist und bleibst – und dann eben auch mitspielst mit all den anderen, die in der Welt unterwegs sind.
Was ist spielfähig für dich?
Wir schauen immer unterschiedlich auf die Welt. Wir begegnen anderen Menschen, werden in Situationen hineingeworfen. Im Unternehmen, im Verein, zu Hause sind immer andere Kontexte. Aus meiner Sicht ist es wichtig, sich dort zu beteiligen und mitzumachen. Am Ende geht es ja immer darum, anderen Menschen zu begegnen und mit ihnen in Austausch zu gehen. Das bedeutet, dass man sich beteiligt, dass man mitmacht. Das kann man durchaus als Spiel bezeichnen.
Was ist für dich denn der Sinn des Lebens?
Wenn man das Thema Spielfähigkeit hat, kann es sein, der Sinn des Lebens ist zu spielen. Oder zu leben. Dahinter steht ja immer die Frage, gibt es irgendein großes Ziel, irgendeine Sache, die man erreicht haben muss. Obwohl ich mir auch persönlich Ziele setze, glaube ich, wenn man eine Stufe tiefer geht, gibt es nicht das eine Ziel, auf das man zugehen soll. Das würde ja bedeuten, wenn man das erreicht hat, ist es vorbei!
Insofern ist wohl der Sinn des Lebens eher, dass wir uns kontinuierlich darauf einlassen, tatsächlich das Leben zu leben. Wenn wir Kinder beim Spielen beobachten, haben wir das Gefühl, dass die ganz bei sich sind und in einer Welt leben, die passt. Für sie ist alles natürlich, es ergibt sich. Diese kindliche Unschuld verlieren wir in unserem Erwachsenwerden und Reifeprozess. Wir gucken anders auf die Welt, denken über Dinge nach. Vielleicht sollten wir uns im Leben auf den Weg begeben, wieder mehr Kind zu werden und eine gewisse Natürlichkeit wiederzufinden – wahrscheinlich dann auf einem etwas reflektierteren Niveau.
Beim Kind ist es natürlich, beim Erwachsenen heißt es dann authentisch?
Ich würde eher sagen, stimmig oder balanciert – bezogen auf die Dinge, die von innen kommen. Unsere Lebensgeschichte, unsere Abstammung, unsere Erlebnisse und Erfahrungen, unsere sozialen Kontakte haben uns ja alle geprägt. In diesem Sinne geht es darum, stimmig zu sein zwischen dem, was du in dir trägst, und auf der anderen Seite den Rollenerwartungen der Gesellschaft, deines Umfelds, der anderen Menschen. Diese Dinge harmonisch zusammenzubringen, darum geht es.
Hier schließt sich übrigens der Kreis, denn das ist ja wieder das Thema, spielfähig zu sein und mitzuspielen. Spielregeln zu erkennen, zu sehen, was ich kann und was nicht, wo ich mitmachen und einen Beitrag leisten kann. Das schwingt da ja alles mit.
Woran glaubst du?
Wenn das Leben tatsächlich dafür da ist zu leben – und eigentlich ein Spiel ist –, dann bietet es sich an, immer auf der Suche nach Heiterkeit und Gelassenheit zu sein. Das wäre eine ganz gute Haltung, um das Leben zu meistern.
Danke für dieses Interview!
Timm Richter ist Geschäftsführer bei NEO Culture GmbH in Leipzig.
kununu stellt Arbeitnehmern und Bewerbern seit Jahren nutzergenerierte Unternehmensbewertungen zur Verfügung, um einen authentischen Einblick in Arbeitgeber zu geben. Seit Oktober 2019 werden auf den Unternehmensprofilen Kulturdaten dargestellt, die durch die Befragung von Nutzern gewonnen wurden.
Der kununu Kulturkompass verwendet den NEO Wertedialog, den Prof. Dr. Timo Meynhardt von der Handelshochschule Leipzig (Arend Oetker Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie und Management) und Timm Richter, Diplom-Mathematiker und MBA, mit ihrer Firma NEO Culture GmbH entwickelt haben, um online eine Unternehmenskultur zu erfassen. Hier gibt es weitere Erläuterungen und ein Whitepaper zum Download.
Willst du mehr darüber wissen, warum Werte und Unternehmenskultur so wichtig sind? Dann lies dieses Interview mit Richard Barrett, Erfinder der Cultural Transformation Tools©, das er mir für meinen Blog gegeben hat.