Diese Themen findest du in diesem Blogartikel
Herr Janssen, wie geht es Ihnen heute?
Mir geht es sehr gut! Weil ich auf dem Weg zu einer Veranstaltung bin, mit Schülern, Eltern und Schulleitern, da kommen ungefähr 500, 600 Menschen zusammen. Es wird auch ein sehr bekannter Fußballer live dazu geschaltet, und wir sprechen gemeinsam über Wertschätzung. Die ganze Veranstaltung geht zugunsten unseres Schulbaus in Ruanda.
Was ist Ihre kühnste Hoffnung an die Veranstaltung?
Dass dort Dialoge entstehen, die den Beteiligten dabei helfen, Bewusstsein weiterzuentwickeln, worauf es in Schulen wirklich ankommt. Und wenn nur ein Lehrer dabei ist, der dann sagt, hey, ich probiere mal was aus, dann hat es sich schon gelohnt!
Ihr jüngstes Buch „Stark in stürmischen Zeiten“ – was hat Sie dazu inspiriert, das zusammen mit Anselm Grün zu schreiben?
Die Rückmeldung aus dem ersten Buch. Das hat die Menschen berührt, aber immer wieder kam die Frage nach dem „Wie“. Wir leben ja in einer mechanisierten Gesellschaft und suchen immer nach „Lösungen“.
Ich hatte das Gefühl, ich kann noch mehr tun als die Sehnsucht zu wecken. Zeigen, wie wir manche Dinge machen, und auch welchen Zusammenhang es zum Kloster gibt. Wie kann ich die Inspiration, die ich im Kloster erfahren habe, in den Unternehmensalltag bringen? Deshalb habe ich Anselm gefragt, ob er Lust dazu hat, und die Antwort kam sehr schnell!
Was wünschen Sie sich für die Leser Ihres Buches?
Ich wünsche mir, dass sie leichter eine Antwort auf diese Gretchenfrage finden: Ist mein Mitmensch Mittel oder Zweck? Also instrumentalisiere ich die Menschen, um für mich oder mein Unternehmen einen Vorteil zu erhaschen? Oder sehe ich vielmehr mich und mein Unternehmen als Mittel zum Zweck, um Menschen erfolgreich und stark zu machen?
Es wäre großartig, wenn die Leser sich Gedanken darüber machen: Was haben andere davon, dass es mein Unternehmen gibt, dass es mich gibt? Und mit dieser Haltung dann den Menschen begegnen.
Schön wäre es auch, wenn jemand eine der Ideen oder Erfahrungen aufnimmt, die Mitarbeiter von uns oder ich selbst in unserem Buch veröffentlicht haben, und es selbst einfach mal ausprobiert.
Und was wünschen Sie sich bezogen auf die Gesellschaft, was soll sich da verändern?
Mein sehnlichster Wunsch für den Einzelnen in der Gesellschaft: Dass den Menschen bewusst wird, was es braucht, um vom Sollen zum Wollen zu kommen, und sie eher dazu bereit sind, Eigenverantwortung zu übernehmen.
Es gibt ja diese Aussage, „Das Geheimnis des Glücks ist Freiheit, und das Geheimnis von Freiheit ist Mut“. Die Menschen sollen sich ermutigt fühlen, selbstwirksam zu werden, das heißt sich und ihr Wohlbefinden unabhängiger zu machen von äußeren Umständen: den Chefs, der Politik und allem, was uns umgibt.
Sie sollen sich ihrer eigenen Haltung bewusst werden und selbst erkennen, was sie hält. Damit sie nicht mehr so sehr angewiesen sind auf dieses Korsett von Werten und Normen innerhalb der Gesellschaft. Das hat uns in der Vergangenheit sehr geholfen, aufrecht zu gehen, aber es zerfällt immer mehr und wir können uns immer weniger darauf verlassen, dass uns das Äußere stützt.
Für Unternehmen in der Gesellschaft wünsche ich mir, dass sie mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Dafür ist beispielsweise die Stiftung ein ganz tolles Medium, gerade die gemeinnützige Stiftung.
Was bringt es mir, wenn ich Ihr Buch lese?
Was es bringt, das hängt sehr stark vom Leser ab. Ich hoffe natürlich, es bringt Impulse, sich und das Bewusstsein weiterzuentwickeln. Inspiration, um mehr Selbstwirksamkeit zu erleben und Eigenverantwortung zu übernehmen. Das ist es, was ich dem Leser wünsche.
Und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass möglichst viele Menschen die Freiheit haben, das leben zu können, was ihnen als Mensch wirklich wichtig ist. Das drückt sich aus in der Eigenverantwortung. Ich wünsche mir ein Beenden des Jammerns, und dass die „German Angst“, also die Angst davor, Verantwortung zu übernehmen, keinen Raum mehr findet.
Vielen Dank, Herr Janssen, für dieses Interview!
Mit Bodo Janssen habe ich vor einiger Zeit schon einmal ein Interview geführt und in zwei Teilen hier im Blog veröffentlicht. Darin erzählt Janssen von seiner persönlichen Entwicklungsreise: Teil 1 “Wir brauchen einen anderen Chef – und was dann passierte” und Teil 2 “Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen”.
Tipp: Der Film „Die stille Revolution“ zeichnet die Entwicklung des Hoteliers Bodo Janssen und seines Unternehmens Upstalsboom nach. Er gibt Impulse und vor allem auch Mut, etwas zu verändern.