Sonntagnachmittag in Frankfurt am Main: Zeit zum Schlendern, Plaudern, Kaffeetrinken. Oder man geht ins Kino. Das „Cinema“ am Rossmarkt ist ausverkauft, dicht drängt sich das Publikum vor Vorstellungsbeginn im Foyer. Es herrscht Spannung und Vorfreude, der preisgekrönte Dokumentarfilm fesselt viele. Es ist „Die stille Revolution“ und es geht um ein Umdenken in der Wirtschaft, eine neue Arbeitswelt. Es geht um Wertschöpfung durch Wertschätzung.
Regisseur Kristian Gründling zeichnet die Entwicklung des Hoteliers Bodo Janssen und seines Unternehmens Upstalsboom nach. Das steht beispielhaft für den Wandel von der Ressourcenausnutzung hin zur Potenzialentfaltung und für die Suche nach dem Sinn unternehmerischen Handelns. Mit beeindruckenden Bildern und subtiler Musik wird die ganze Kraft dieser Entwicklung spürbar. Die eingeschnittenen Interviews ordnen das ein und erweitern die Perspektive auf die Frage, wie der Kulturwandel in der Arbeitswelt gesellschaftlich zu verankern ist.
Impulse geben und Mut machen für Veränderung
Impulse soll der Film geben und vor allem auch Mut, etwas zu verändern. Das wird in der anschließenden Podiumsdiskussion mit dem Regisseur und drei Vertretern einer neuen Arbeitswelt nochmals betont. Bernd Gaukler, ehemaliger Personalentwickler von Upstalboom, Heribert Gathof, früher Geschäftsführer von Eckes-Granini Deutschland und heute Coach und Berater, sowie Holger Schmenger, Geschäftsführer Inhouse-Training und Consulting bei der Haufe Akademie, sprechen über ihre eigenen Erfahrungen. Szenenapplaus zwischendrin und der Beifall am Ende zeigen, das Thema hat einen Nerv getroffen.
Als ich die Ankündigung las, dachte ich, da will ich hin! Und ich konnte einige Leute aus meinem Freundeskreis bzw. Netzwerk dafür begeistern. Immerhin füllten wir eine ganze Reihe. Und hinterher war ich neugierig, wie “Die stille Revolution” angekommen war.
„Sehr berührend“, war eine Reaktion, denn der Film hat gezeigt, „dass es hier wirklich um die Freiheit geht!“ Es gab „viele Impulse, mal drüber nachzudenken und sich zu fragen, wo ich selbst eigentlich stehe.“ Eine Freundin war beeindruckt von der Aussage, „dass viel zu oft versucht wird, das Verhalten zu verändern, ohne an die Motivation und die tieferliegenden Bedürfnisse der Menschen zu denken“. „Die Ideen sind schön“, sagte ein anderer, aber er zweifelt, ob das für alle Mitarbeiter umgesetzt werden würde. Er selbst erlebt gerade in seinem Job einen Mangel an Wertschätzung für bestimmte Bereiche, obwohl sie wie alle anderen zum Wert der Firma beitragen.
Der Weg kann steinig sein, aber er lohnt sich
Als Gewinn aus der Podiumsdiskussion nahm eine Freundin die Umsetzungsbeispiele von Unternehmen mit, die die neue Arbeitswelt für sich entwickeln. Und auch „die Ehrlichkeit … zuzugeben, dass es finanziell mal aus Ruder gelaufen ist, dass es Höhen und Tiefen gegeben hat und nicht alles so glatt verlaufen ist.“ Und es gefiel ihr, „wie Upstalsboom es schafft, Lehrlinge einzubinden. Denn das ist ja die Zukunft des Unternehmens!“
„Aufhören zu glänzen und anfangen zu leuchten“ – dieser Satz hat sich einer anderen Teilnehmerin aus unserer Kinorunde besonders eingeprägt. Denn das Glänzen ist der äußerliche Schein, während das Leuchten von innen kommt. Und jemand anderes nahm die Botschaft mit: „Mut aufzustehen! Für mich ist es richtig, loszugehen und einfach zu tun – nicht zu warten, bis andere etwas tun.“
Und mein eigenes Highlight des Films? Das war die Aussage von Anja Weiler, Assistenz der Geschäftsleitung bei Upstalsboom, die ihren persönlichen Entwicklungsweg durchlebt und am Ende sichtlich bewegt sagt: „Ich bin da, wofür ich da bin.“
Mehr zum Upstalsboom-Weg
Bodo Janssen habe ich für meinen Blog schon einmal interviewt. Hier kann man seine Geschichte nachlesen.
“Die stille Revolution” wird noch bis April in verschiedenen Städten in Deutschland gezeigt. Hier geht’s zur Terminübersicht.