Viele rüsten sich dieser Tage für ihren Urlaub. Herbeigesehnt als Abwechslung zum Alltagstrott, hochwillkommen als Quelle neuer Eindrücke. Manche reisen in ferne Länder und tauchen ein in fremde Kulturen. Andere zieht es zu Urlaubszielen, wo das Bekannte vertraut ist und einen ankommen lässt, wo sie entspannt auftanken können. Egal wohin, die Zeit im Urlaub ist immer eine „Aus-Zeit“ von der Normalität, ein Gegenentwurf zum Zuhause.
Eine Zeitlang fühlt der Reisende sich erfrischt von der Abwechslung, dann kommen erste Gedanken, „ach daheim ist es ja auch ganz schön“, und bei der Abreise schließlich pocht das Herz in Vorfreude. Vertrautheit, Zufriedenheit und diese leise Sehnsucht auf den letzten Metern, beim Abbiegen auf die bekannte Ausfahrt oder beim Aussteigen am eigenen Bahnhof – da meldet es sich, das Gefühl von Heimat.
Heimat sind Menschen oder Orte, wo mir das Herz aufgeht
Was ist Heimat? Hier bin ich geboren. Oder: Hier bin ich geborgen. Hier werde ich geliebt, hier fühle ich mich zu- oder hin-gehörig. Heimat kann ein realer Ort sein, ein Ort, an dem meine tiefsten Bedürfnisse erfüllt werden: Sicherheit, Zugehörigkeit und menschliche Nähe. Dinge, die mich erden und für die ich dankbar sein kann. Ich kenne die Werte und Rituale dieses Fleckchens Erde und seiner Menschen, zumeist teile ich sie, bin ein Teil davon und sorge meinerseits dafür, dass andere sich hier ebenfalls zu Hause fühlen. Für mich ist Heimat das Gefühl von tiefer Verbundenheit, mit mir, mit den anderen, mit der Welt.
Heimat im Inneren
Nicht jeder hat das Glück, an einem solchen Ort zu leben. Doch Heimat kann sich auch im Herzen abspielen. Wer einmal längere Zeit im Ausland zubrachte, kennt vielleicht das Gefühl. Man findet sich in der neuen Umgebung ganz angekommen und behält doch im Innersten immer ein Stück seiner Heimat. Wie Menschen sich freuen, wenn sie in der Ferne auf Landsleute treffen! Wie Düfte, Klänge, Fühlen, Sehen Erinnerungen aufsteigen lassen können – lebhafte Bilder von Zuhause, warm und wehmütig empfunden.
Die innere Heimat bietet Schutz und Sicherheit im fremden Hafen. Wer solche Wurzeln besitzt, geht gestärkt durch die Welt. Der Filmemacher und Markenberater Rainer Wälde spricht vom „Ankerplatz meiner Identität“ und sagt über die Heimat seiner Jugend: „Auch wenn mein Schiff nur während der Ferienzeiten dort anlegen konnte – der Hafen war so stark, das er mir auch in den Monaten dazwischen ‚auf offener See‘ genügend Sicherheit zum emotionalen Überleben bot.“
Ein frischer Blick aufs Zuhause
Urlaub, das ist für mich die Chance, aus der Ferne anders auf meine Heimat zu blicken. Selbstverständlichkeiten zu bemerken, weil sie vielleicht nicht da sind oder anders gelebt werden. Den Sinn zu hinterfragen, zu prüfen, was ist es mir wert. Was sind meine tiefen Wurzeln, was davon gehört zu meiner Identität – und was ist vielleicht nur Oberfläche, die ich abschütteln kann?
Urlaub als ferner Blick auf die Heimat – ich bin gespannt, was es aus mir macht. Sie auch? Dem nachzugehen, das zu spüren, damit verabschiede ich mich in die Sommerpause.